Wenn ich eines über die Jahre gelernt habe, dann das es scheinbar kein “zu leicht” gibt, zumindest nicht für die meisten Spieler. Wenn überhaupt hört man Spieler nur jammern, wenn etwas “zu schwer” ist.
Ist das wirklich so? Warum könnte das so sein?
Gerade im MMORPG Genre wurde bereits in den 2000er Jahren nach World of Warcraft nach und nach alles immer einfacher gemacht und damit sozusagen die Ecken und Kanten des Genres immer mehr rund geschliffen. Das wirkte sich auch immer mehr auf die Gegner in den Spielen aus, aber auch auf den Tod des Spielers und die Folgen dadurch. Vieles wurde dadurch quasi zu leicht.
Aber was bedeutet “zu leicht” überhaupt? Beantworten wir erst mal die Frage was eigentlich “zu schwer” ist.
Zu schwer bedeutet, dass ein Spieler quasi an etwas hängen bleibt, was ihm keinen Spaß macht und ihn auf Dauer eher frustriert. Frust ist aber etwas, was viele Spieler nicht mit Video Spielen verbinden. Viele Spieler sind der Meinung ein Spiel müsste immer nur Spaß machen. Das ist ein nicht unwichtiger Faktor bei dieser Betrachtung.
Zu leicht bedeutet hingegen, dass ein Spieler alles auf Anhieb schafft, so sehr, dass ihn das Spiel langweilt und ihm daher keinen Spaß macht. Langeweile ist aber kein so starkes Gefühl wie Frust, entsprechend wird das nicht so sehr wahrgenommen, von vielen auch gar nicht.
Was aber für einen Spieler letzten Endes “zu schwer” oder “zu leicht” ist, hängt von diesem ganz persönlich ab, wie er spielt, was für einen eigenen Skill er hat und anderes. Es ist also etwas sehr sehr subjektives. Weshalb bei einem Spieler etwas “zu schwer” ist, was ein anderer Spieler eher als “zu leicht” empfindet.
Über die Jahre habe ich den Eindruck gewonnen, dass ein “zu leicht” eher als ein Fehldesign des Spiels wahrgenommen wird, sprich es macht kein Spaß, weil das Spiel nicht gut designt wurde, während ein “zu schwer” eher als noch nicht optimal abgestimmtes Spiel, welches man ja noch beheben kann. Das Denkmuster könnte vielleicht daher kommen, dass es nachträglich einfacher ist ein schweres Spiel leichter zu machen als ein leichtes Spiel schwerer, da bei letzterem sich viel mehr Spieler beschweren würden.
Ganz generell scheint es aber so, dass die breite Masse der Spieler sich nicht sonderlich dafür interessiert ob ein Spiel “zu leicht” ist, so lange es irgendwie Spaß macht. Und hier ist oft auch das Problem begraben. Die meisten Spieler, so leid es mir auch tut das sagen zu müssen, haben keinen sehr hohen Anspruch daran was Spaß macht. Ob ein Gegner mit einem Schlag tot ist, egal, so lange das Ganze nur schön animiert auf dem Bildschirm aussieht. Sprich diese Spieler ziehen nicht den Spaß aus dem Gameplay an sich, sondern aus der Optik. Und viele Spiele beweisen diese Theorie durchaus. Es gibt sehr viele, die optisch Kämpfe derart inszenieren, dass sie schön anzusehen sind, dabei aber kaum eine Herausforderung an den Spieler stellen, primär oft nur halbwegs die Steuerung des eigenen Charakters zu beherrschen.
Um das mal an einem Beispiel zu erläutern. Stellt euch vor ihr müsst einen kleinen Tischtennisball in ein nur etwas größeres flaches Loch werfen, aus 5m Entfernung. Zu schwer? Ja, eindeutig. Wie wäre es statt dessen mit einem 10x größeren Loch aus einem halben Meter Entfernung? Zu leicht? Auch recht eindeutig. Nach 10x werfen macht das doch keinen Spaß mehr. Trotzdem wird man bei beiden Leute finden, die auch nach 10x noch Spaß daran haben, Manche sogar nach 100x, aber um diese Randgruppe geht es hier eher weniger. Den Meisten wird beides entweder zu frustrierend, da zu schwer oder zu langweilig, da zu leicht.
Nun gibt es aber, wie oben angedeutet, Mittel und Wege ein zu leicht besser zu verkaufen. Lass den Golfball eine leuchtende Kugel sein und wenn du triffst, löst du jedes mal eine schöne Lichtershow aus. Und schon werden viele selbst nach dem 10sten mal noch Spaß daran haben. Ein “zu schwer” kann man damit aber nicht lösen, wenn du nicht triffst, hast du nichts von der Lichtershow. Aber Moment, was ist, wenn du doch treffen würdest? Tja, dann würdest du dich sicherlich viel mehr über die Lichtershow freuen als wenn du diese nach jedem Wurf zu sehen bekommst.
Und genau hier liegt der Hase im Pfeffer. Spiele Entwickler haben schon vor langer Zeit erkannt, dass es viel besser ist Spieler immer wieder mit kleinen Erfolgserlebnissen bei Laune zu halten als ihnen richtig große zu geben, bei denen die Spieler wirklich etwas dafür geleistet haben. Und die Meisten der Spieler geben sich mit diesen kleinen Erfolgserlebnissen zufrieden. Dafür ist es dann ganz egal ob ein Spiel viel zu leicht ist, also keinerlei Herausforderung bietet, so lange es den Spieler nur oft genug mit kleinen Belohnungen zufrieden stellt.
Aus dieser Sicht könnte man sagen: “Ja, ein ‘zu leicht’ gibt es nicht”. Nur holt man mit derartigen Spielen eben auch nur einen Teil ab. Sehr viele Spieler, aber halt nicht der größte Teil, braucht Herausforderungen um Spaß zu haben, diese kann man nicht mit ständigen kleinen Belohnungen bei Laune halten, im Gegenteil, viele dieser Spieler sind genervt von solchen Mechaniken, aber leider findet man diese gerade in MMORPGs immer mehr.
Das es auch anders geht, hat Elden Ring gezeigt. Ein Spiel das man eindeutig als eher schwereres, aber nicht unfaires, Spiel einstufen kann. Trotz seiner Schwere hat es sich extrem gut verkauft, oder vielleicht gerade deswegen? Der Ruf nach schwierigeren Spielen scheint schon seit Jahren immer lauter zu werden, leider hat man davon aber noch nichts im MMO Genre gesehen. Mit “zu leicht” kann man im MMO Genre, wo es nur noch darum geht so viele Spieler wie möglich anzulocken, einfach mehr Spieler erreichen. Ob wir daher Jemals ein MMO auf einem Niveau das Elden Ring nahe kommt sehen werden? Ich habe meine Zweifel. Dabei waren MMOs in ihren Anfängen teilweise durchaus deutlich schwerer, aber die Zeiten sind wohl leider vorbei.